Für alle LeserInnen von Charlotte Brontés "Jane Eyre": Erinnern Sie sich an die "verrückte" Ehefrau von Mr. Rochester, die er in der Dachkammer versteckt hielt? Ihr gibt Jean Rhys mit ihrem Roman ein eigenes Gesicht und eine eigene berührende Geschichte. Diese spielt größtenteils auf Jamaika, dessen Farben und Gerüche in einer wunderbar sinnlichen Sprache eingefangen sind. Auch andere Figuren aus "Jane Eyre" tauchen hier auf, u.a. natürlich Mr. Rochester.

Edward Feathers, ehemaliger Richter des British Empires, muss nach dem Tod seiner Frau Betty allein zurechtkommen. Nicht nur mit dem gegenwärtigen Alltag, sondern auch mit seiner Vergangenheit, die ihn Stück für Stück einholt. "Ein untadeliger Mann" ist das Porträt eines so liebenswerten wie exzentrischen Mannes, von Jane Gardam einfühlsam und mit zarter Komik in Szene gesetzt. Schauplätze sind England und die ehemalige Kronkolonie Hongkong. Band 1 der "Old Filth"-Trilogie: klug, bewegend und "very british".  

Dorothy Bakers bereits 1962 geschriebener, aber absolut zeitloser Roman beleuchtet auf kammerspielartige Weise die Beziehung zweier Zwillingsschwestern. Auf engem Raum und innerhalb eines Tages und einer Nacht entfaltet sie ein komplexes Psychogramm. Während Cassandra der Enge der gesellschaftlichen Konventionen im Verbund mit ihrer Schwester Judith entfliehen will, sucht diese stattdessen einen Ausweg aus der Enge der Schwesternbeziehung. Am Vortag von Judiths Hochzeit entlädt sich dann die Spannung ... Großartig!  

Jende Jonga, ein in New York lebender kamerunischer Einwanderer, ist auf der Suche nach einem besseren Leben für sich, seine Frau Neni und den sechsjährigen Sohn in die USA gekommen. Jende kann sein Glück kaum fassen, als er im Herbst 2007 den Job als Fahrer von Clark Edwards ergattert, einem leitenden Manager bei Lehman Brothers. Clark verlangt Pünktlichkeit, Diskretion und Loyalität – und Jende will um jeden Preis gefallen. Clarks Ehefrau Cindy bietet Neni sogar an, in den Ferien im Sommerhaus der Edwards in den Hamptons als Nanny zu arbeiten.

Mathilde, 24, verliert ihre Handtasche, nachdem sie in einem Café in Paris einen Drink zu viel hatte. Darin steckt eine Menge Geld, das ihr nicht gehört. Yann, 26, fühlt sich in einem langweiligen Beruf und in einer spießigen Beziehung gefangen. Die eine sucht nach dem richtigen Mann, der andere hat den verkehrten Job, der dritte trauert um sein Kind, bei keinem läuft es richtig rund. Aber: „Ab morgen wird alles anders“. Das ist das Motto von Anna Gavaldas neuen Geschichten.

Lily Kings subtiler und herzzerreißender Roman über die tragischunverrückbare Liebe einer Tochter zu ihrem manipulativen Vater zeigt, wie unentrinnbar Bindungen in der Familie sind. Daley Amory erlebt als Elfjährige die Trennung ihrer Eltern und wie vor allem der charismatische, aber weltanschaulich in den 50er Jahren stecken gebliebene und selbstzerstörerische Vater seine alte Familie schnell durch eine neue ersetzt.

"Ein wenig Leben" handelt von der lebenslangen Freundschaft zwischen vier Männern in New York, die sich am College kennengelernt haben. Jude St. Francis, brillant und enigmatisch, ist die charismatische Figur im Zentrum der Gruppe – ein aufopfernd liebender und zugleich innerlich zerbrochener Mensch. Immer tiefer werden die Freunde in Judes dunkle, schmerzhafte Welt hineingesogen, deren Ungeheuer nach und nach hervortreten. "Ein wenig Leben" ist ein rauschhaftes, mit kaum fasslicher Dringlichkeit erzähltes Epos über Trauma, menschliche Güte und Freundschaft als wahre Liebe.